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Wir informieren dich rund um das Thema Haustier!

Pferde sind aus dem Leben vieler Menschen kaum noch wegzudenken. Seit Ewigkeiten begleiten uns die großen Tiere in unserem Alltag und sind ein wertvoller Teil unserer Freizeit. Egal ob Freizeitreiter, Dressurliebhaber, Springreiter oder Geländefan, wir alle schätzen die hohe Leistungsbereitschaft unserer Pferde. In der Dressur, im Springsport und auch bei Geländeritten werden allerdings die Beine des Pferdes stark beansprucht. Sie müssen mit verschiedenen Untergründen und Belastungen zurechtkommen und werden durch vielfältige Ansprüche stark strapaziert.

Dabei sind die Beine des Pferdes besonders sensibel und sollten unbedingt richtig geschützt und unterstützt werden. Unzählige Produkte versprechen, das Pferdebein bestmöglich zu schützen und doch ist in der Reiterwelt sehr umstritten, welches Produkt sich nun am besten eignet. Wir zeigen dir in diesem Artikel, was Gamaschen, Bandagen und Co. so alles können, welche Vor- und Nachteile die Produkte mit sich bringen und wie du die richtige Wahl für dein Pferd treffen kannst!

Wofür brauchen Pferde einen Beinschutz?

Pferdebeine sind sehr sensibel und können trotz hoher Belastbarkeit schnell verletzt werden. Vergleicht man die zarten Pferdebeine mit anderen Körperteilen des Pferdes, so fällt schnell auf, dass sie verhältnismäßig sehr dünn und knochig wirken. Das Pferdebein ist also allein von der Anatomie her relativ wenig geschützt, weil Sehnen und Knochen weder durch große Muskeln noch durch Fettgewebe vor äußeren Einflüssen geschützt werden. Beansprucht man die Beine des Pferdes zum Beispiel in der Dressur, beim Springen oder im Gelände, so können die Beine durch einen Beinschutz unterstützt und geschützt werden.

Ein Beinschutz sorgt zunächst dafür, dass die Haut des Pferdes sowie die empfindlichen Sehnen geschützt werden. Stangen beim Sprung, Stock und Stein im Gelände oder auch die eigenen Hufe können das Pferdebein schnell äußerlich verletzen. Mit einem geeigneten Beinschutz kann das nicht passieren. Vor allem in anspruchsvollen Dressuraufgaben, bei hohen Sprüngen oder in der Vielseitigkeit werden die Sehnen des Pferdes stark beansprucht. Durch den passenden Beinschutz werden die Sehnen vor äußeren Einflüssen geschützt und gleichzeitig gestützt. Welcher Beinschutz sich am besten für dein Pferd eignet, hängt also maßgeblich davon ab, was du mit deinem Pferd machen möchtest.

Bandagen für Pferde: Ein umstrittenes Thema

Bandagen für Pferde bestehen meist aus Fleece oder anderen weichen Materialien und sind grundsätzlich ca. zwei bis drei Meter lang. Um das Pferdebein zu schützen werden die Bandagen ähnlich wie ein Verband um das Bein des Pferdes gewickelt und danach mit einem Klettverschluss befestigt, ohne dabei die Gelenke zu fixieren. Eine Bandage bedeckt das Röhrbein und die Beugesehne des Pferdes und dient als Schutz.

Trotzdem ist der Einsatz von Bandagen sehr umstritten, weil viele Reiter die schicken Bandagen vor allem als Modetrend empfinden und den Fokus eher auf die Nachteile lenken. Richtig angelegt können Pferdebandagen allerdings auch sinnvoll sein. Mache dir am besten selbst ein Bild von den Vor- und Nachteilen und entscheide dann, ob Bandagen für dein Pferd eine sinnvolle Unterstützung darstellen.

VorteileNachteile
– schicke und stylische Optik
– wärmt die Sehnen
– stärkere Durchblutung durch Wärme
– Schutz vor äußeren Verletzungen
– flexibel anpassbar an das Pferdebein
– bei zu festem Anlegen wird die Durchblutung gestört
– können zu Hitzestau führen
– stützen nur geringfügig
– keine einfache Anwendung
– nicht geeignet für das Gelände

Nice to know: In Prüfungen auf dem Turnier sind Bandagen grundsätzlich nicht erwünscht. Auf dem Abreiteplatz werden sie generell toleriert.

Bandagierunterlagen: Unverzichtbar?

Bandagierunterlagen eignen sich, wie es der Begriff bereits vermuten lässt, als Unterlage für Bandagen. Sie bestehen aus einem weichen, gepolsterten Material und dienen als Polsterung zwischen der Bandage und dem Pferdebein. Da Bandagierunterlagen länger sind, als der bandagierte Bereich des Pferdebeins, schützen sie zusätzlich das Vorderfußwurzelgelenk und das Fesselgelenk vor äußeren Verletzungen.

Zudem kann die Bandage sich nun durch das flexible und weiche Material der Bandagierunterlage optimal an das Bein des Pferdes anschmiegen und die Luft kann besser zirkulieren, sodass es nicht so schnell zu einem Hitzestau kommt. Auf diese Weise lässt sich eine Bandage in Kombination mit Unterlage an jedes Pferdebein anpassen, sodass keine Druck- oder Scheuerstellen aufgrund unpassender Ausrüstung entstehen.

Tipp: Lege die Bandagierunterlage an die Stelle des Pferdebeins, an der sie sitzen soll und fixiere die Unterlage mit der Bandage. Achte beim Bandagieren darauf, dass du die Bandage immer nur dann festziehst, wenn sie nach hinten in Richtung des Schweifes zeigt. Auf diese Weise verringerst du die Gefahr, zu viel Druck auf die Sehnen auszuüben und diese einzuschnüren. Das Ende des Klettverschlusses sollte an der äußeren Seite des Pferdebeins liegen und nach hinten zeigen.

Gamaschen: Robuster Beinschutz für Pferde

Gamaschen sind im Vergleich zu Bandagen besonders leicht und schnell anzulegen, weshalb viele Reiter diese Form des Beinschutzes als besonders praktisch und effektiv empfinden. Im Gegensatz zu den weichen, flexiblen Bandagen haben die meisten Gamaschen eine relativ starre Form. Das hat den Vorteil, dass die Sehnen des Pferdes besonders gestützt werden und das Bein zugleich vor äußeren Verletzungen geschützt wird. Besonders im Gelände beim Springreiten oder bei festen Geländesprüngen und unebenen Untergründen sind Gamaschen eine gute Wahl, um das Pferd bestmöglich zu unterstützen.

  • Hartschalengamaschen: Diese Art von Gamaschen verfügt über eine harte Schale und bietet somit zuverlässigen Schutz für das Fesselgelenk und eine gute Stabilität. Durch die harte Form lässt sie sich allerdings nur bedingt an die Form des Pferdebeins anpassen, weshalb beim Kauf unbedingt die richtige Größe gewählt werden sollte. Durch das Futter, das meist aus Neopren oder Lammfell besteht, liegt die Hartschalengamasche angenehm am Pferdebein an.
  • Fesselkopfgamaschen: Die Fesselkopfgamasche umschließt neben dem Röhrbein und der Beugesehne auch noch das Fesselgelenk des Pferdes, sodass diese Form einen ähnlichen Schutz bietet, wie die Bandage. Im Vergleich zu Bandagen ist die Fesselkopfgamasche etwas stabiler, allerdings weniger starr als die Hartschalengamasche. Dadurch lässt sich diese Form ideal an das Pferdebein anpassen.
  • Dressurgamaschen: Wie der Name schon sagt, eignen sich Dressurgamaschen vor allem für die Dressur. Sie schützen das Pferdebein und sind eine optimale Alternative zur Bandage. Sie lassen sich leicht befestigen und sind nicht nur praktisch, sondern auch schick.
  • Löffelgamaschen: Die sogenannten Löffelgamaschen verfügen über einen festen Teil in Form eines Löffels, der die Innenseite des Pferdebeins schützt. Vor allem die Innenseite des Fesselgelenks wird dabei, ähnlich wie bei einer Streichkappe, vor äußeren Verletzungen geschützt.

Gamaschen richtig anlegen

Damit Gamaschen die Beine deines Pferdes optimal schützen können, müssen sie korrekt angelegt werden. Und so geht’s:

  1. Wähle die richtige Gamasche für das jeweilige Bein aus. Die Verschlüsse sollten dabei immer auf der Außenseite des Pferdebeins sein.
  2. Lege die Gamasche minimal oberhalb der gewünschten Position an das Pferdebein an.
  3. Schließe die Verschlüsse und ziehe die Gamasche in Fellrichtung nach unten an in die vorgesehene Position.
  4. Kontrolliere, ob die Verschlüsse nicht zu eng sind, damit dein Pferd nicht durch die Gamaschen beeinträchtigt wird.

Das Material: Von Lammfell bis Neopren

Neben der Form der Gamaschen ist auch das Material besonders entscheidend, um den richtigen Beinschutz für das Pferd zu wählen. Die meisten Gamaschen sind auf der Innenseite mit weichem Neopren versehen. Neopren hat den Vorteil, dass es leicht zu reinigen ist und keine Probleme mit Feuchtigkeit hat. Es schmiegt sich sanft an das Bein des Pferdes und schützt das Pferdebein davor, eingeengt zu werden.

Lammfell als Polsterung hat ähnliche Eigenschaften und ist als Naturmaterial zudem besonders weich und Fell-freundlich. Leider ist Lammfell jedoch anfälliger für Schmutz, sodass Lammfell-Gamaschen speziell gereinigt und regelmäßig ausgebürstet werden sollten, damit das Fell weich bleibt und nicht verklebt. Besonders atmungsaktiv sind Gamaschen mit speziellen Mesheinsätzen aus Netzstoff. Durch den Netzstoff kommt Luft an das Pferdebein, sodass die Wärme sich nicht stauen kann und das Pferdebein optimal unterstützt und durchblutet wird.

Streichkappen für die Hinterbeine

Einige Gamaschen gibt es für Vorder- und Hinterbeine, jedoch sind Streichkappen für die Hinterhand die praktischste und gängigste Lösung, um das Fesselgelenk des Pferdes zu schützen. Streichkappen sind deutlich kürzer als Gamaschen und schützen nur die Innenseite des Fesselgelenks. Dort entstehen vor allem dann Verletzungen, wenn die Pferde beim Laufen ihre eigenen Beine zu eng aneinander vorbeibewegen.

Durch das Berühren des eigenen Hinterbeins durch den Hinterhuf können schnell Verletzungen entstehen. Streichkappen verhindern das und sind zudem besonders einfach in der Anwendung. Die Befestigung am Pferdebein funktioniert genauso, wie die Befestigung der Gamaschen. Auch bei den Streichkappen sollte das Ende des Klettverschlusses immer nach hinten zeigen.

Hufglocken als Ballenschutz

Die Hufglocke wird meist an den Vorderhufen des Pferdes angebracht und dient hauptsächlich dazu, den Ballen des Pferdes zu schützen. Viele Pferde mit großen Bewegungen treten sich selbst mit den Hinterhufen in den Ballen der Vorderhufe. Auch junge Pferde, die ihre Bewegungen beim ersten Training noch nicht so gut koordinieren können oder Spring- und Dressurpferde mit einer aktiven Hinterhand können mit Hufglocken geschützt werden.

Die Hufglocken, welche auch Springglocken genannt werden, werden dazu einfach oberhalb des Pferdehufes mittels eines Klettverschlusses befestigt. Zusätzlich bietet eine Hufglocke auch einen Schutz für Hufeisen. Bei Pferden, die sich selbst gern mal die Hufeisen abtreten, können Hufglocken die Eisen schützen.

Achtung: Wenn es nicht zwingend nötig ist, sollten Hufglocken nicht dauerhaft getragen werden, weil sie vor allem in Kombination mit Sand oder Dreck schnell scheuern können. Generell sollte darauf geachtet werden, dass der Rand der Hufglocke durch Neopren oder Lammfell gepolstert ist. Das ist nicht nur ein optischer Hingucker, sondern schützt auch effektiv vor Scheuer- und Druckstellen!

Transportgamaschen für den Pferdeanhänger

Um das Pferd auf dem Pferdeanhänger vor Verletzungen an den Beinen zu schützen, eignen sich Transportgamaschen perfekt. Sie sind deutlich länger als normale Gamaschen und bedecken meist sogar die Sprunggelenke. Wenn Pferde beim Transport unruhig stehen, können sie sich relativ schnell mit ihren Hufen selbst verletzen.

Außerdem besteht die Gefahr, dass das Pferd beim Ein- oder Aussteigen an der Rampe des Anhängers abrutscht und sich verletzt. Durch Transportgamaschen ist das sensible Pferdebein so gut wie möglich vor äußeren Verletzungen geschützt. Da diese Gamaschen vergleichsweise locker sitzen, können sie auch für längere Fahrten genutzt werden, ohne dass sich ein Hitzestau bildet.

Tipp: Transportgamaschen sollten erst kurz vor dem Aufladen angezogen werden. Dadurch, dass eine Transportgamasche auch die Gelenke des Pferdes schützt, wird das Pferd in der Bewegung eingeschränkt und sollte die Gamaschen deshalb nicht länger als nötig tragen und nur kurze Strecken gehen.

Überblick: Welcher Beinschutz eignet sich für welche Disziplin?

Damit du den richtigen Beinschutz für dein Pferd wählen kannst, geben wir dir hier einen kurzen Überblick, für welche Disziplin sich welcher Beinschutz am besten eignet.

  • Freizeit: Freizeitpferde benötigen meist nicht unbedingt einen Beinschutz, weil sie für gewöhnlich nicht besonders stark strapaziert werden. Für Ausritte auf unebenen Untergründen können Gamaschen allerdings hilfreich sein, um die Pferdebeine zu schützen. Hartschalengamaschen eignen sich dafür beispielsweise ideal.
  • Dressur: Je anspruchsvoller die Dressuraufgaben, desto mehr werden die Pferdebeine belastet. Vor allem in der Versammlung oder auch im starken Trab oder starken Galopp können die belasteten Sehnen zusätzlich durch Dressurgamaschen oder Fesselkopfgamaschen geschützt werden. Auch Bandagen eignen sich für den Dressurplatz und schützen das Pferdebein vor äußeren Verletzungen. Für Pferde mit raumgreifenden Bewegungen sind zusätzlich Hufglocken zum Schutz der Ballen sinnvoll.
  • Springen: Springpferde haben oft eine sehr aktive Hinterhand und treten sich schnell selbst in die Ballen, weshalb sich Hufglocken gut für das Springtraining eignen. Zum Schutz der beim Springen stark belasteten Sehnen und zum Schutz vor Verletzungen durch die Stangen eignen sich Gamaschen mit einer festen Form und Streichkappen besonders gut.
  • Vielseitigkeit: Beim Springen im Gelände können sich Pferde schnell an festen Hindernissen verletzen. Zudem werden durch verschiedene Steigungen und Untergründe die Sehnen im Pferdebein stark beansprucht. Feste Gamaschen und Hufglocken bieten Schutz und sorgen für Stabilität. Für das Springen im Gelände sollten außerdem für alle vier Beine Gamaschen gewählt werden, die auch die Vorderseite des Pferdebeins schützen und nicht nur die Sehnen stabilisieren.

Unser Fazit: Sinn oder Unsinn?

Generell ist ein Beinschutz für Pferde auf jeden Fall sinnvoll! Auch wenn einige Reiter den Beinschutz hauptsächlich aufgrund der schicken Optik wählen, kann der richtige Beinschutz maßgeblich dazu beitragen, das Pferd vor Verletzungen zu schützen. Trotzdem sollten Bandagen, Gamaschen und Hufglocken vor allem für praktische Zwecke genutzt werden und nicht länger als nötig getragen werden. Mit der richtigen Ausrüstung ist dein Pferd bestmöglich geschützt. So machen das Reiten und die Arbeit mit dem Pferd gleich doppelt so viel Spaß!

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