Gelegentlich wundern sich die Menschen, warum sich in Städten unter Linden tote Hummel ansammeln. Die Frage, ob Linden für die Insekten giftig sind, wurde in diesem Zuge oftmals diskutiert. Inzwischen sind sich die Forscher jedoch sicher, dass die Tiere einfach verhungern, da sie in den Städten nach der Blütezeit der Linden nicht mehr genug Nektar finden. Gerade Hummeln sind besonders stark betroffen, da sie nur kleine Vorräte anlegen und deswegen fast das ganze Jahr über Blüten benötigen, in denen sie Nektar und Pollen finden. Viele Wildbienen legen gar keine Vorräte an und sind daher auf durchgehende Bienenweiden angewiesen. Werden sie einige Tage nicht fündig, sterben sie.
Ein weitreichendes Problem
Nicht nur in den Städten können Wildbienen schlichtweg verhungern, da die Agrarlandschaften ebenfalls immer wieder Versorgungslücken für die Bienen aufweisen. Rund 500 Bienenarten gab es ursprünglich in Deutschland, von denen jedoch immer mehr durch die Nahrungsknappheit aussterben. Ohne die fleißigen Helfer gäbe es heute kein Obst oder Gemüse und auch andere Pflanzen würde es ohne Bestäubung durch Bienen nicht mehr geben.
Was können wir tun?
Wer ein paar Quadratmeter Gartenfläche hat, der kann eine Bienenweide anlegen, die annähernd das ganze Jahr über blüht. Es müssen nur verschiedene Pflanzen kombiniert werden. Dabei muss darauf geachtet werden, welche Pflanzen welche Bedürfnisse haben. Nicht jede Pflanze gedeiht auf jedem Boden. Ergiebige Nektarpflanzen brauchen im Regelfall Halbschatten bis pralle Sonne. Einige brauchen viel Wasser, andere nur wenig oder vertragen keine Staunässe.
Aber all das ist kein Problem, da einfach etwas Saat gekauft und angesetzt wird. Wer für jeden Monat von März bis Oktober zwei bis drei Pflanzen in Blüte plant, der kann Ausfälle verkraften. Und die Pflanzen, die im eigenen Garten gut gedeihen, werden jedes Jahr wieder gepflegt. Es kann dennoch nicht schaden, gelegentlich neue Pflanzen zu testen. Außerdem wäre ein großes Insektenhotel eine gute Idee, damit die Tiere ihre Eier ablegen können.
Ist es nicht bereits zu spät im Jahr?
Im Sommer oder Winter ist natürlich keine Pflanzzeit. Diese ist je nach Pflanze von März bis Juni oder von September bis Oktober. Wer im Juni noch schnellwüchsige Blütenpflanzen wählt, die spät im Jahr noch gesät werden können, der macht kaum einen Fehler. Ansonsten kann die Bienenweide schon einmal geplant werden. Denn einige der Blütenpflanzen können im Herbst so gut wie im Frühjahr gesetzt werden.
Bepflanzung der Bienenweide
Die hier erwähnten Pflanzen sind nur Anregungen. Es gibt hunderte weiterer Pflanzen, die für eine Bienenweide genutzt werden können, wenn sie geschickt kombiniert werden.
Frühblüher
Im Frühjahr braucht es noch keine Blütenmeere, da die Wildbienen und auch Honigbienen nicht alle über den Winter kommen. Ein großer Teil schafft es nicht und der Rest baut den Bestand nach und nach wieder auf. Die Winter- oder Schneeheide „Erica carnea“ wird bis 40 cm groß, blüht von Februar bis März und gilt sogar als ergiebige Nektarpflanze.
Aber auch Schneeglöckchen, Bärlauch und vor allem Krokusse gehören zur ersten Bienenweide des Jahres dazu. Diese Pflanzen können für März bis April als Hauptbestand der Bienenweide eingeplant werden. Es sind Zwiebelgewächse, die im Boden überdauern und sich nach und nach vermehren. Wer Zwiebeln beschaffen kann, kann sie genauso im Herbst wie im Frühjahr setzen. Die Zwiebeln kommen etwas unter den Boden, während Bärlauch nur dort angepflanzt werden sollte, wo Buchen oder Buchenhecken wachsen. Die Schneeglöckchen sollen Nester bilden, Krokusse können auch einzeln gesetzt werden.
Frühsommer
Ab April kann es mit dem Steinkraut „Alyssum saxatile“ weitergehen, welches rund 30 cm hoch und breit wird. Es gibt nicht viel Nektar und ist nur ein Lückenfüller. Dafür duftet das Steinkraut angenehm. Wird es nach der Blüte zurück geschnitten, blüht es im Herbst noch einmal.
Von April bis August kann die Immerblühende Mandelweide „Salix triandra Semperflorens“ eingeplant werden, die als Baum bis zu 6 Meter hoch wird und als Weide viel Wasser braucht. Das kommt für die meisten nicht in Betracht, der Gelbe Lerchensporn wird nur bis 40 cm hoch und blüht von April bis September.
Die Königspflanze der Bienenweide ist der Borretsch, der bis 100 cm hoch wird und sich fleißig selber aussät. Dieser produziert Nektar in Strömen und kann ganze Bienenvölker nähren. Er blüht von Mai bis August. Lilien werden von 20 bis 250 cm hoch und blühen je nach Art von Mai bis September.
Sommer
Die „Jungfer im Grünen“ wird bis 45 cm groß und blüht von Juni bis Juli. Von Juni bis August blühen der Bienenfreund, Gurken, Thymian, die Bergflockenblume „Centaurea montana“ oder der Langgrifflige Rosenwaldmeister, der als Schmetterlingspflanze bekannt ist. Der Bienenfreund wird bis 90 cm groß, der Rest bleibt in Bodennähe.
Von Juni bis September blühen der Straucheibisch „Hibiskus syriacus“, der bis 2,5 Meter hoch wird. Die kleine Katzenminze „Nepeta faassenii“ wird nur bis 50 cm groß und wird sich üppig selber aussäen.
Von Juni bis Oktober blühen die Ringelblume, die Duftnessel „Agastache rugosa Blue Fortune“, das Johanniskraut oder die Rose „Bienenweide“. Diese Pflanzen werden maximal 60 bis 80 cm groß.
Spätsommer
Die Echte Katzenminze „Nepeta cataria“ glüht nur von Juli bis August, wird aber über einen Meter groß, sät sich selber üppig aus und wird von Hummeln geliebt.
Von Juli bis Oktober kann mit der Kugeldistel, dem echten Lavendel, der Sonnenblume, der Herbst-Sonnenbraut, der Bartblume und Blauraute gerechnet werden. Abgesehen von der Sonnenblume werden diese Pflanzen bis 100 cm groß. Die Herbst-Sonnenbraut und die Bartblume sind ergiebige Nektarpflanzen.
Herbst
Von August bis Oktober blühen die Raublatt-Aster, die Sieben Söhne des Himmels oder der Mönchspfeffer. Die letzten beiden Pflanzen werden bis drei Meter hoch, die Raublatt-Aster kommt auf 30 bis 120 cm.
Steingarten-Pflanzen
Wer einen Steingarten anlegt, der findet in dieser Liste bereits einige Pflanzen, die sich eignen. Es handelt sich z.B. um das Steinkraut, die Ringelblume, den echten Lavendel oder die Kugeldistel.
Die Fetthennen oder Mauerpfeffer sind Sedum-Arten und lassen sich oftmals als ergiebige Nektarpflanzen klassifizieren. Die ersten aus dieser Gruppe blühen schon im März, andere im August. Die Sedum-Arten eignen sich sehr gut für Steingärten, da sie Wasser speichern und teils über Wochen trocken stehen können. Wer für sein „Blütenloch“ die passenden Arten wählt, der kann es stopfen.
Wie wird die Bienenweide richtig geplant?
Selbst bei dieser „kurzen“ Liste wird es für viele unübersichtlich. Wie wird die Bienenweide für das ganze Jahr richtig geplant? Die Pflanzen sollten zunächst ausgewählt und dann gruppiert werden. Es wird einmal nach Bodenbeschaffenheit, dann nach Größe gruppiert. Die Pflanzenarten, die Trockenheit vertragen, können in einen Steingarten oder Trockengarten gesetzt werden, in dem Regenwasser schnell abfließt, die Pflanzen jedoch Halt finden. Pflanzen, die nicht zu groß werden und durstiger sind, können wiederum gruppiert werden.
Es wird geschaut, wie die Sonne einfällt. Die großen Pflanzen kommen nach hinten, die kleinen nach vorne. Die Krokusse, Schneeglöckchen oder der Bärlauch blühen nur im Frühjahr und gehen dann ein. Sie können im Sommer beschattet werden. Die großen Pflanzen, die deutlich über einen Meter hoch werden, können an geeigneten Stellen abseits vom Steingarten und Blumenbeet gesetzt werden.
Neben der Höhe sollte bei dieser Planung auch die Breite der Pflanzen beachtet werden. Einige Pflanzen wachsen eben nicht wie Sonnenblumen, wo mal hier und da eine zwischen den kleineren Pflanzen stehen darf. Die Echte Katzenminze wird z.B. durchaus über 50 cm breit und über einen Meter hoch. Im Normalfall setzt man nicht einzelne Pflanzen und sollte allein für die Echte Katzenminze einen Quadratmeter kalkulieren, um vier Pflanzen durch zu bringen. Die Katzenminze oder auch einige andere Pflanzen können auch zurückgeschnitten werden, wenn sie zu üppig wachsen.
Beim Borretsch wäre ein Quadratmeter ebenfalls eine gute Grundfläche. Diese und weitere der genannten Pflanzen säen sich üppig aus. Wenn dies unerwünscht ist, müssten andere Pflanzen gewählt werden. Im Frühjahr muss ansonsten der Großteil mehrfach gejätet werden, bis die ausgewählten Pflanzen schließlich alles ausreichend beschatten.
Mit jedem Jahr kann dazu gelernt werden, mit jedem Jahr kann die eigene Bienenweide angepasst werden, damit sie wirklich von März bis Oktober als Bienenweide bezeichnet werden kann.
Viele Anregungen zu Pflanzen für die Gartengestaltung findet ihr hier:
https://www.garten-wissen.com/
Für diesen Beitrag bedankt sich tiierisch.de herzlich bei Robert Brungert von Gartenwissen.
Ich finde die Idee im eigenen Garten eine Bienenweide anzulegen sehr inspirierend. Ich bin gerade auf der Suche nach Ideen, die ich meinem Gärtner weiterleiten kann. Gemeinsam planen wir einen Umbau meines Gartens, so dass er eine blühende Oase für Vögel und Insekte werden kann.