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Die Pfotengang – (m)ein Leben mit 7 Hunden

Die Pfotengang, kein Rudel, ich mag diesen Begriff nicht, ist er doch durch die Natur geprägt. Ich nenne sie lieber Familie oder Gruppe, da Mensch sie zusammengeführt und -gefügt hat. Kleine und Große, Teamplayer und Eigenbrödler. Es ist halt wie im richtigen Leben. Das Leben mit ihnen ist weit weniger unspektakulär als man glaubt. Meine Hunde sind wie andere Lebewesen auch, manchmal schlecht gelaunt, manchmal fröhlich, frech, unwillig, schmusebedürftig, weinerlich, anhänglich, ängstlich, liebenswert und manchmal unbegreiflich. Die wirkliche Arbeit mit ihnen liegt darin, sie immer wieder neu einschätzen zu können, Probleme umzulenken, denn kein Tag ist wie der andere. Aufmerksam muss ich sein, bin ich es nicht, entwickelt die Gruppe ihre eigene Dynamik. Es gibt Tage, an denen alles glatt läuft. Da kann ich die Spaziergänge genießen, da ist Ruhe in der Gruppe. Es gibt andere Tage, da möchte ich sie alle dem Nächstbesten mitgeben und meinen Frieden haben. Ganz wichtig, wenn man mit vielen Hunden zusammenlebt ist eine klare Struktur, klare Regeln, ein gutes Zeitmanagement und gute Freunde, die im Notfall auch einspringen. „Der normale Tag ist unspektakulär“ Der normale Tag ist unspektakulär. Wachwerden, aufstehen – jeder Hund ist da anders. Der eine springt sofort hoch, der andere benutzt das Bett als Hüpfburg und die Zwergpinscher krabbeln ganz langsam unter ihren Decken hervor. Durchs Treppenhaus rennen die Cocker mit Gebrüll, damit auch jeder mitkriegt „Hallo, neuer Tag, wir sind da“. Pointermädchen Tammy (re. mehr zu Tammys Geschichte erfahrt ihr hier) geht auf der Treppe verloren, bestimmt ist da wieder irgendwo ein Monster das sie erschrocken hat, ich muss ihr helfen. Dann raus in den Garten und sofort sind alle mucksmäuschen still. Einer der Momente, in denen ich stolz bin auf die Erziehungsversuche. Erziehung: Der eine oder andere kann Sitz, Platz, Bleib. Wichtiger ist mir allerdings die soziale Kompetenz, dass sie mit Mensch und Tier zurecht kommen. Sie springen nicht über Tisch und Bänke, sind also gut erzogen. „Wer mag was, wer bekommt welche Medikamente“ Der erste Spaziergang des Tages ist dann auch nicht besonders lang. Zum einen sind alle Hunde schon etwas älter und zum anderen bin ich der Meinung, dass zusammen toben im Garten mehr ist als durch Straßen an der Leine zu tappern. Frühstück – immer wieder spannend. Alle sind hibbelig und passen genau auf, damit ich keinen vergesse. Wer mag was, wer bekommt welche Medikamente. Cockermädchen Bixy (unten) schmeckt es heute nicht. Zum Aussitzen ist sie zu alt und krank, also bekommt sie etwas besonders Leckeres. Alle anderen fressen und kontrollieren gegenseitig die Näpfe. Zwergpinscher Puck setzt seine Unschuldsmiene auf „mein Napf war leer, ich habe nichts gekriegt“, sein Kugelbauch sagt etwas anderes. Für mich ein Kaffee, dann nochmal eine Gartenrunde, Hunde aufteilen wer mit wem zusammen alleine bleiben kann. Seit Theo blind und dement ist, ist da ein bisschen Vorsicht geboten. Er mag zuviel Trubel nicht und kann dann schon mal unwirsch werden. Schnell noch die Hundedecken für die Wäsche einsammeln und kurz durch die Wohnung wischen. Und während ich dann das Futtergeld verdiene, geht mein Sohn mit der zweiten Hundegruppe spazieren. „Ganz klar zu sehen ist, dass sie zusammen stärker, lauter, frecher sind“ Mittagspause – da werden die Hunde im Garten bespasst und für den einen oder anderen gibt es Erziehungsversuche. Theo (unten) spielt mit dem Gummitier (Skippy), er orientiert sich am Geruch, wirft es hoch, sucht es. Er ist gut gelaunt. Manchmal lebt er aber auch in seiner dementen Welt, dann findet er sich nicht zurecht, bleibt stehen, ruft nach mir, mag die Nähe der anderen nicht. Nachmittags geht es dann nochmal in den Wald oder aufs Feld, oft gehen hier Freunde mit ihren Hunden mit, denn zusammen macht es mehr Spaß. Wir gehen in getrennten Gruppen, die Alten können mit dem Tempo der Jungen nicht mithalten und der eine oder andere möchte manchmal auch lieber kuscheln. Ganz klar zu sehen ist, dass sie zusammen stärker, lauter sowie frecher sind und auch schon mal stänkern. Stress kommt nur auf, wenn uns Hundebesitzer begegnen, die partout nicht verstehen, dass es keine gute Idee ist, ihren Hund in eine Gruppe angeleinter Hunde rennen zu lassen „lassen Sie ihre doch einfach los“. Ja, nee, ist klar. Angsthund Tammy allein im Wald – eine schreckliche Vorstellung. Oder der blinde Theo. „Mindestens ein Hund kommt immer mit“ Das Futter abends muss sich die Pfotengang später im Garten suchen. Nur die Sonderfälle bekommen etwas extra. Und dann liegen alle gemütlich auf ihren Decken, Kissen und ja, auch auf dem Sofa. Kneipenbesuche sind bei mir nicht drin, ganz ehrlich, darauf lege ich auch keinen Wert. Freunde kommen gerne denn „bei Dir gibt es immer etwas zum kuscheln“. Freunde besuchen, niemals alleine. Mindestens ein Hund kommt immer mit. Die Besuche werden geplant, damit immer jemand zu Stelle ist, der mal nach den Hunden schauen kann. Die Mädels (Honey, Toni und Bixy, li.) kommen immer mit, wenn ich eine alte 92 jährige Dame besuche. Sie liebt die Hunde und die Hunde lieben sie. „Es ist genauso ihr Zuhause wie meins“ In unserem Zuhause stehen überall Hundekörbe, liegen Hundekissen, auf den Sofas liegen Decken. Wo ich bin, sind die Hunde. Alles ist irgendwie hundetauglich aber doch gemütlich. Was auch nicht unerwähnt bleiben darf ist, dass es ohne Garten nicht geht. Und da weder ich noch die Hunde keinen grünen Daumen haben und die Pfotengang großartig im Vernichten von kleinen Pflanzen ist, verstehen wir uns auch da. Obst ist auch für die Hunde da. Viele Erdbeeren, Himbeeren und sonstige Beeren werden gefressen. Die Pfirsiche holen sie sich sogar direkt vom Baum – Aber was solls? Es ist genauso ihr Zuhause wie meins und deshalb haben sie ihren eigenen Apfelbaum, von dem sie die Äpfel pflücken und fressen dürfen. Also alles ganz normal. Eigentlich 🙂 „Ich habe es mir selbst ausgesucht“ Das Leben mit 7, ja 7 Hunden ist niemals langweilig. Und es ist auch nicht aufopferungsvoll. Mancher mag jetzt erstaunt, ungläubig, mitleidig schauen. Ich habe es mir selbst ausgesucht. 4 von den Hunden waren Pflegehunde und sind bei mir geblieben. Es hat gepasst. Und wer sie alle sieht, wer mit ihnen

Tammy – auf in’s Leben

Anfang Februar geht die spanische Jagdsaison zuende. Die Jagd ist eine seit Jahrzehnten bestehende Tradition und schon lange Zeit ein fester Bestandteil der Kultur Spaniens geworden. Der sogenannte „Día del Galgo“ macht jährlich am 1. Februar auf die unschöneren Seiten der Tradition aufmerksam. Ein trauriges Schicksal Da die Saison endet, werden auch viele Jagdhunde ihrer bisherigen Pflicht enthoben und aussortiert. Eine beliebte Rasse für den spanischen Jagdsport sind die Galgos. Dies sind mittelgroße Windhunde, die über die Jahre in Spanien herangezüchtet wurden. Leider werden viele Tiere einfach ausgesetzt. Andere Galgos landen in spanischen Tierheimen, die gerade zu dieser Zeit weit überfüllt sind. Das gleiche traurige Schicksal teilen viele Hunde in Italien. Dort werden vor allem Pointer und Setter für die Jagd eingesetzt und zum Ende der Saison unbrauchbar. Das Leben danach Ein Großteil dieser ehemaligen Jagdhunde Hunde wird zu Streuern. Auf diese Weise finden sie auf dem ein oder anderen Weg in einigen Fällen zum Mensch zurück. Und hier beginnt die Geschichte von Tammy, einer kleinen jungen Pointer Hündin, die das Glück hatte, von Tierschützern in den Bergen Maltas gefunden zu werden. Mit der Hilfe dieser Tierschützer kam Tammy nach Deutschland und damit auch in ihre neue Familie. Das ist Tammy Tammy, eine junge Hündin, geschätzt 2-3 Jahre, ein bildschönes Pointer Mädchen. Ihre Geschwister im neuen Zuhause, die „Pfotengang“, haben sie ohne zu murren aufgenommen und ihr von Anfang an Sicherheit gegeben, ganz besonders die kleinen Zwergpinscher. Tammys Verhalten war geprägt von Angst und Misstrauen. Schnell zeigte sich eine Verhaltensanomalien bei ihr,  ein Zwingerkoller, auch Hospitalismus genannt. Tammy kreiselte durch den Flur, die Treppe hinunter, sie kreiselte über die Terrasse und durch den Garten. Sie lebte unter permanentem Stress. Tammy hatte Angst vor dem Napf, egal welche Farbe, welche Beschaffenheit. Tammy hatte Angst vor Dunkelheit. Manch einer wird jetzt fragen „warum tut man einem Tier das an?“ und „wird sich das bessern?“ Zum heutigen Stand, nachdem Tammy nun drei Monate in ihrer neuen Familie lebt, kann man es immer noch nicht sagen. Sie tastet sich Schritt für Schritt ins Leben. In so winzig kleinen Schritten, dass sie manchmal auch zurück geht. Durch ihr Verhalten hat sie viel von ihrem früheren Leben erzählt: wie sie nachts auf der Suche nach Futter und Wasser ins Dorf schlich, dort immer wieder verjagt wurde, keine Sicherheit fand. Großer Erfolg mit kleinen Schritten Nach und nach fand sie in ihrem neuen Zuhause als erstes Sicherheit auf dem Sofa. Tammy sagte: „mein Sofa, meine Burg“. Immer schön zusammen mit meinen anderen Hunden. Besonders die kleine Pinscherhündin Honey hatte es ihr angetan. Die beiden kuschelten gnadenlos miteinander. Als nächstes eroberte sie sich eine Höhle. Da konnte sie endlich entspannt fressen. Erstaunlicherweise fand sie auch Sicherheit bei ihrem neuen Frauchen. Sie, die von Menschen nichts Gutes erfahren hatte, suchte Nähe zum Mensch. Zusammen mit Frauchen erkundete sie den Garten, ging vorsichtig die Treppe hinunter, gemeinsam verließen sie das Sofa. Und sie kam nachts ins Schlafzimmer, tapste ganz vorsichtig aufs Bett und rollte sich still und leise zusammen. So geht es Tammy heute An Spaziergängen, doppelt gesichert, hatte sie von Anfang an Spaß. Hundebegegnungen waren ohne Probleme, auf Menschen konnte und kann sie gut verzichten. Und doch gibt es immer wieder kleine Überraschungen. Tammy nähert sich weiteren Menschen im Umfeld an, entdeckt neue Lebensfreude und auch Schnee Tammy hier zum ersten mal kennen gelernt. Bei Schnee verliert sie ihre Ängste, tobt und springt durch den Garten, hat richtig Freude und wird zum kleinen Clown. Tammys Leben muss ruhig sein und klar strukturiert. Leise Töne sind wichtig, ruhige Bewegungen. Immer der gleiche Ablauf. Es wird ein sehr, sehr langer Weg, den wir zusammen gehen. Noch immer gibt es im Haus und Garten Ecken und Zimmer, die sie nicht kennt und noch nicht entdecken möchte. Mit der Zeit wird sie auch diese betreten, leise und vorsichtig. Die Geschichte dieser Pointerhündin zeigt, dass es sich für jeden einzelnen Hund lohnt. Diese Tiere geben so viel, man muss ihnen nur zuhören und sich auf sie einlassen. Für diesen Beitrag bedankt sich tiierisch.de herzlich bei Tatjana Buehn von Pfotengang.

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